Fritz Reck-Malleczewen
Das Schreckensreich des Propheten

Der Autor gehört zu jenen Unangepassten aus der Zeit des Nationalsozialismus, die ihre Haltung mit dem Leben bezahlten. 1945 wurde er im KZ Dachau, offensichtlich durch Genickschuss, ermordet.
Sein Name ist heute weitgehend vergessen oder wird bewusst ausgeklammert. Denn Reck-Malleczewen ist schwer einzuordnen. Vom ursprünglichen Befürworter der Nationalsozialisten wandelte er sich zu ihrem entschiedenen Gegner. Seine Solidarität galt den Mitgliedern der Weißen Rose.
Sein Buch „Bockelson, Geschichte eines Massenwahns“ von 1937, aus dem der vorliegende Ausschnitt stammt,  ist als Allegorie auf die Herrschaft der Nationalsozialisten zu verstehen, die er als machtgierige Emporkömmlinge ansah. Manche der dort beschriebenen Personen  sind ohne Schwierigkeiten zu identifizieren.
Wichtig erscheint mir der Hinweis, dass diese Schrift in keiner Weise  eine historisch korrekte Beschreibung der Täuferbewegung ist, denn selbst heute, wo die Forschung ein differenzierteres Bild dieser Epoche der Münsteraner Geschichte vorlegen kann, ist die Gleichsetzung von Nationalsozialismus und Täufertum in Münster immer noch populär.

(entnommen: Merian  1950, Heft 2)

Und während der Bischof zu diesem Zwecke seine Schanzen verstärkt und neue Blockhäuser vor den Toren errichtet, feiert Münster Siegesfeste, und ist, da dieser Bockelson ja alle seine Weissagungen so sichtbarlich in Erfüllung gehen, bereit, sich neuen Abenteuern hinzugeben. Was den Goldschmied Dusentschnuer aus Warendorf angeht, so ist er nur ein armer Krüppel, hat aber ein gewaltiges Mundwerk und „konde dat volvk so verschrecken und do mackeeden sie in für einen Propheten“. Auf den gemeinen Mann macht es immer einen tiefen Eindruck, wenn man immer Ach und Weh über die Verderbnis der Zeit schreit und immer das Höllenfeuer schürt, und eben das   versteht dieser neue Prophet ausgezeichnet, und wenn er – was er nach Gresbeck recht oft tut – lügt, so, plag – pflegte – hei to seggen „Gott heft tho my gesprocken“. Durch solche Befehlsübermittlung hat Gott ihm unter anderem auch gesagt, dass ein christlicher Bruder nicht mehr als einen Rock, zwei Paar Hosen, zwei Wämser und drei Hemden haben dürfe, und wer mehr davon hat, der möge es gefälligst an die Diakonen für die fremden Bedürftigen, für die aus der Fremde uns zugezogenen Brüder abliefern…

Beschlagnahmungen stehen aber bekanntlich hoch im Kurse überall dort und bei allen, bei denen es nichts zu beschlagnahmen gibt, und da das nun einmal so ist und da er außerdem Bockelsons Gunst zu genießen scheint, so gilt das Wort dieses hinkenden Propheten bald sehr viel in Münster. Und so läuft er eines Tages im September, als alles noch in Siegesstimmung ist, auf den Markt und schreit, dass Gottes heiliger Mann Johann Bockelson fortan als König…nicht nur von Münster, sondern als König über die ganze Welt und über sämtliche Reichsfürsten und natürlich auch über Kaiser Carolus anzusehen sei.

Das verkündet er, lässt sich von den herbeigerufenen Ältesten ein Schwert geben, reicht es Bockelson, „auf dass er’s führe, bis Gott die Herrschaft wieder von ihm nehme“…

Nimmt auch Chrysamöl, salbt „auf Befehl des Vaters“ den Schneider und ruft ihn als „Erben auf Davide Stuhl“ zum König von Zion aus. Und hier wollen wir ein wenig verweilen.

Keine dreihundert Jahre werden vergehen, da wird über die Erde der Enzyklopädismus gegangen sein mit seinen Dreigroschenkenntnissen und mit dem unerschütterlichen Nachweis, dass auch Könige verdauen und im Grabe verwesen „just wie andere Menschen“…keine dreihundert Jahre werden vergangen sein, da werden all die frommen Mythen um die von Gott verliehene Krone zerstört sein, und es wird Napoleon aus Metzgern und Bäckern Herzöge, aus einem Kommis einen König, aus den Königen der alten Dynastien aber Bettler machen.

So wird es um 1800 sein. Noch aber schreiben wir 1534, noch sind die Erinnerungen an die herrlichen staufischen Ungetüme so wenig verblasst, dass noch zehn Jahre zuvor im Bauernkrieg die schwäbischen Haufen die wurmstichige Burg des Staufergeschlechtes, das doch immer die Bauern geschützt hatte, nicht verbrennen wollten. Noch lebt damals in den Herzen die Erinnerung an den Luxemburger Karl und an den ersten Maximilian, und wenn wir heute gar die um 1450 geschriebenen Berichte der Kammerfrau Helene Kottaner über die Krönung des doch erst vier Wochen alten Ungarnkönigs Ladislaus hören, so brausen bis in unsere Tage die Hymnen auf die Mystik der mittelalterlichen Krone.

Hier aber geschieht es, dass sozusagen im Straßengraben Geborener nach der Krone greift – einen „Theaterkönig und Hurenoberst“ beliebt Kerssenbroich ihn zu nennen -, und dass er damit nachgerade alles hausfordert, was unausgesprochen zugegeben, was auf der Folter schon im Herbst des Jahres 1534 der Prädikant Beckmann aussagt: dass diese ganze Königsproklamation ein vorher mit Dusentschnuer, mit Kipperdolling, mit den Prädikanten verabredetes Theater war, und wer daran noch zweifelt, mag die Frage beantworten, wie denn eigentlich bei dieser spontanen Eingebung des Dusentschnuer sofort ein Staatsschwert und eine Büchse Chrysam zur Stelle sein konnten. Theater ist die Proklamation, und Theater ist das Verhalten Bockelsons, der sich mit dem Gesicht auf die Erde wirft, sich zu jung für die Bürde eines königlichen Amtes nennt, schließlich aber sicher ist, dass Gott ihm helfen und seine Unzulänglichkeit ausgleichen werde. So nimmt er die Krone an.

Als er dann mit seiner altbewährten Prophetentechnik behauptet, er habe dies alles schon seit langem schon gewusst, und als er etwaigen Widersachern die Schärfe des Staatsschwerte ankündigt, beginnt freilich die völlig überrumpelte Menge zu murren, und als die neugebackene Majestät dieses Murren hört, beginnt unter ausschweifenden gebärden ein neuer hysterischer Ausbruch, der sich wieder in Drohung mit dem Terror erschöpft. Da also schweigt natürlich der Widerspruch und „do hebben sie upgehaven und hebben gesungen einen deutschen psalm ‚Allein Got in der hoegde sei ehr‘ und ein jeder ist do widder tho huis gegain“. Es blieb ihnen ja wirklich nichts anderes übrig, als sich mit dem neuen König abzufinden, und hinterher bearbeiten die Prädikanten durch volle drei Tage das Volk, indem sie auf Jeremias XXIII und Hesekiel XXXVII aufmerksam machen. Dusentschnuer aber, der da weiß, dass aus vollem Magen und aus luxuriösem Leben am ehesten Opposition und hochmütige Nörgelei erwachsen, predigt erneut gegen Völlerei und erreicht es schließlich, dass ein ganzer Wagenzug abgelieferter Sachen in die Hofhaltung des neuen Königs geschickt wird.

Es ist mit neugebackenen Königen aber genau so wie mit neugebackenen Edelleuten: der papierne Edelmann von gestern wird gut tun, sich nicht sofort hinter einer Parforcemeute zu zeigen, und jede junge Dynastie mag sich mit Napoleon erinnern, der bei seiner zweiten Heirat mit Marie-Louise von seinem kaiserlichen Schwiegervater eine ganze Kiste von Papieren zum Nachweis seiner königlichen Abstammung bekam, die Kiste aber mit dem Bemerken zurücksandte, dass sein Königtum sozusagen von Montenotte und der Lodibrücke herrühre…

Die Majestät von Münster aber vernachlässigte diese empfehlenswerte Spielregel gänzlich, und im Herbst 1534 ist es zunächst ein möglichst prunkvolles Hoflager, auf das sie ihre Zeit und Mittel verwendet. So hören wir von einer sofortigen Beschlagnahmung aller in Münster noch vorhandenen Rösser für die Hofhaltung, wir hörten sofort von Reiterspielen und auch von einem ziemlich umfangreichen Hofkalender. Der ist mit seinen hundertfünfunddreißig Namen – ungerechnet die sechzehn Frauen se. Majestät – sogar phantastisch zu nennen, wenn man bedenkt, dass dieses Königreich die Ausmaße der heutigen münsterschen Altstadt nur unwesentlich überschritt und dass dieses jenseits der Grenzen der Feind stand. Dass Knipperdolling zum Statthalter, Rothmann zum Kanzler avanciert und dass wir unter den Räten und Staatsfunktionären die altbekannten Täufernamen Gert tom Kloster und Redeker und Krechting finden, ist selbstverständlich. Was  es da aber sonst an königliche Vorschneidern, Kellermeistern, Mundköchen, Zapfmeistern, Trabanten, Hofmetzgern, Büchsenspannern, Lakaien, Garderobiers, Hofjuwelieren und Küchenchefs „über die fette“ und „über die magere Kost“ gibt, ist nicht auszudenken. Wobei bedacht werden soll, dass der Hofstaat der sechzehn königlichen Frauen in der Liste überhaupt noch nicht angeführt ist.

Interessant ist es, die Liste auf Namen durchzusehen, deren Träger eine Stellung im Gefolge eines Schneidermeisters an der Wiege kaum gesungen war. Der Name Krechting ist – in hoher Stellung! – zweimal vertreten, der der Bispings und Spees erscheint je einmal auf der Trabantenliste, wohingegen die Busches dreimal, einmal unter den königlichen Ofenheizern, einmal in der Liste der königlichen Frauen, einmal aber auch unter den Lakaien des königlichen Harems, erscheinen. Und was soll es wohl, dass diese Liste auch einen Christoph von Waldeck, einen Namensvetter des bischöflichen Erzfeindes von Zion, anführt. Es ist, man staune, sogar ein leiblicher Sohn Se. bischöflichen Gnaden, der von den Täufern gefangen wurde und sich nun leider gezwungen sieht, den königlichen Schneider bei den allerhöchsten Ausritten zu begleiten.

So also kann der ehemalige Kneipenwirt und „Rederyker“ in seinem Hofalmanach den Träger eines uralten deutschen Geschlechternamens benennen, bei einem norddeutschen Edelfräulein schlafen und sich von ihrem Herrn Vetter den Ofen heizen lassen. Da aber nun einmal zum Königtum Krone, Zepter, Reichsschwert, Hermelinmantel, Reichsapfel und Siegel und alle jene Attribute gehören, mit denen nach allgemeiner Vorstellung ein König dauernd behangen ist, so haben in den nächsten Wochen die Hofjuweliere zu schaffen! Dieses Königs Krone besteht gleich aus zwei und nach anderen Nachrichten gar aus drei Teilkronen, die, übereinander geschmiedet, eine Art Tiara gebildet haben mögen, sie sind aus reinstem Dukatengolde gefertigt und umschließen einen schwarzen Samthut. Außerdem aber „hadde der konningk ein gulden ketten/in derselven ketten dar hadde hei innen hangen die werlt – Weltkugel – glick als sein wappen mit einem golden runden appel und hoven – oben – auf dem appel ein golden creutze stecken“. Diesem Aufwand an Gold entsprechen goldene Sporen, goldbeschlagener Sattel, ein Staatsschwert mit goldbeschlagener Scheide, ein von drei goldenen reifen umgebenes Zepter und, nach der Sitte der Zeit, Fingerringe an sämtlichen Fingern. Tizian hat den fünften Karl nur wenige Jahre später in einem einfachen schwarzen Gewand mit dem goldenen Vlies als dem einzigen Schmuck gemalt – dieser König trägt, nach Kerssenbroch wenigstens meist ein scharlachrotes, oft aber auch ein mit Gold und Silber reich geziertes oder ein in allen Farben schillerndes und mit figürlichen Muster reich durchwirktes wams, und nach dem Gresback war es eben des Vaters Wille, „dat bei sick so rusten sollte. Der gemein man konde nicht wieder kriegen von seinem gelt offe von seinem silver oder golt/aver der konningk und die rede droegent und heddent under handen“, und in der Tat hat es wegen dieses Aufwandes mancherlei Murren gegeben in Münster.

Dem Kleiderluxus entspricht die ureigentliche Hofhaltung. dass es in der königlichen Wohnung, der ehedem an der Stelle des jetzigen Postgebäudes gestandenen Burenschen Kurie, ein Hofkapelle, eine Hausorgel, einen Hoforganisten gab, dass der königlichen Tafel auch die in der Stadt längst verschwundenen Leckerbissen zur Verfügung standen, versteht sich beinahe von selbst, und von selbst versteht es sich auch, dass die sechzehn königlichen Frauen ein nicht minder üppiges Leben führen. Die königliche Wohnung verbindet ein eigens hergestellter Durchbruch direkt mit dem unmittelbar danebengelegenen Frauenhause, wo Divara, des selige Matthys hinterlassene und von Bockelson auf Gottes eigenen Befehl geehelichte Witwe gebietet. Sie ist nach zeitgenössischen Presseschilderungen eine außergewöhnlich schöne Frau, sie ist die einzige unter den sechzehn, die zur „Königin“ erhoben ist und als solche auftritt. Unter den weiteren vierzehn erscheint einmal der Name Kiypenbrock, einmal der Name Kerkerinck, zweimal der Knipperdollings. Wobei freilich bemerkt werden muss, dass es sich in diesem Falle möglicherweise nur um Knipperdollings Magd gehandelt hat, während Clara Knipperdolling, der Tochter des Statthalters, der Umgang mit dem Könige so miserable bekam, das, nach Kerssenbroch, auch in diesem Falle die „Meestersche“ Knupper in Funktion treten musste. Kerssenbroch berichtete noch mancherlei Einzelheiten aus diesem Harem – Einzelheiten, die das Peinliche streifen. Wichtiger erscheint die schon einmal erwähnt und von Gresbeck so derb kommentierte Tatsache, dass im Laufe der nächsten zwölf Monate in diesem ganzen königlichen Harem nur zwei Kinder – eines von Divara selbst und eines von Margarete Moderson – geboren werden. Übrigens hält der König darauf, dass ihm jede in der Stadt vorgekommene Geburt stracks gemeldet wird. das Kind der Divara, das ja noch von dem toten Matthys empfangen wurde, erhält, um seine etwas heikle Stellung innerhalb der königlichen Nachkommenschaft zu bemänteln, den Namen „Kind Neugeboren“.

So die Hofhaltung des Königs, nach der sich der Bischof bei allen inzwischen gefangen genommenen Täufern höchst eingehend erkundigt. Bockelsons Auftreten als Staatsoberhaupt zumal als oberster Richter des Gottesreiches, entspricht diesem Aufwande. Mit Teppichen bedeckt steht auf dem Markt zwischen den für den Hof bestimmten Bänken auf einer von drei Stufen der Thron und Richterstuhl, und dreimal in der Woche vernehmen wir hier auf unsere mannigfachen Klagen und Beschwerden aus dem Munde des Königs den Wahrspruch. dann betritt den Markt ein feierlicher und pomphafter Aufzug: ein Hofmeister mit weißem Stab und nachfolgenden Trabanten eröffnetes folgen die Räte und Würdenträger, es folgt zu Ross der König und in ihrer Kutsche die Königin Divara, es folgen – Kerssenbroch beliebt, von Huren zu reden – die übrigen königlichen Frauen und verlassen dann auf dem Markt den Aufzug und nehmen die Fensterplätze eines nahen Hauses ein und schauen zu, wie er, der Herrlichste von allen, Recht spricht. Der sitzt, zwei Pagen vor sich auf den untersten Stufen, auf seiner Stella curilis, der linke der Pagen hält das Alte Testament, der rechte das Reichsschwert. Der liebe Rothmann, der natürlich auch zugegen ist, gibt gern nach gefälltem Richtspruch Kommentar in Form einer Predigt, wozu, da die meisten der hier vorhandenen Fälle sich um die neuen Ehegesetze des Staates und ihre mannigfaltigen Verletzungen durch unbotmäßige Frauen drehen, mancherlei alttestamentarische Handhabe sich bietet. Denn siehe, obwohl doch auch unser neuer Prophet Dusentschnuer erst kürzlich wieder zum willigen Hinnehmen dieser Ehegesetze aufgefordert hat, wagt Elisabeth Hölscher es, sich ihrem Mann zu entziehen, wagt Katharina Koekenbecker, es mit zwei Männern zugleich zu halten, wagt es Margarethe von Osnabrück gar, unseren zu ihrer Ermahnung erschienenen Prediger Schlachtschaf nicht nur gröblich zu beschimpfen, sondern auch anzuspucken und mit unappetitlicher Flüssigkeit zu begießen.

Das Richtschwert liegt ja für solche Fälle immer bereit, und nur Barbara Butendiek, die Schwanger ist, entgeht ihm vorerst und wird sogar nach der im Februar 155 erfolgten Niederkunft  begnadigt, da sie ja genug Angst ausgestanden hat. Die andern Damen aber werden erbarmungslos geköpft. Meist beschließt übrigens ein von einem Pagen vorgelesener Psalm, mitunter wohl auch ein öffentlicher Tanz der Hofgesellschaft die Tagung.

S          o ist es, und dies kann wohl die etwas kurz befristete Blütezeit des jungen Königreiches genannt werden. Es ist die Zeit der sonnigen Herbsttage, da der abgedankte Schneider an den Landgrafen Philipp von Hessen Briefe schreibt, die – man ist ja unter sich, und verhandelt also als „Reichsfürst“ mit dem Reichsfürsten! – mit „Lieber Lips“ beginnen…es ist die Zeit, da der selbstbewusste junge Staat Münzen schlägt mit den Inschriften „Das Wort ist fleisch worden und wonet under uns“, noch markanter, „Ein Konningk oprecht over all/ein glaub/ein tauff to Monster“. Und so wären wir ja wohl, in der historischen Parallele zur Französischen Revolution, etwa angelangt bei der Staatskonsolidierung und in jenem Abschnitt, da Napoleon St. Cloud und Malmaison bezog und die Jakobiner verfolgte und den alten emigrierten Adel zurückrief?

Hätte hinter Münster etwas mehr Macht gestanden, wäre die holländische Intervention tatsächlich erfolgt, es wäre vielleicht ähnlich gekommen und vielleicht hätte die Wiedertaufe samt den Propheten und Altem Testament, Haremsdamen und dem „Seid fruchtbar und mehret euch“ hinter sich gelassen und mit Bischof und reich seinen guten Frieden geschlossen. Just do wie Napoleon als die Zeit reif geworden war, die Freundschaft mit den beiden Robespierres vergaß, die Jakobinermütze, die revolutionäre Zeitrechnung hinter sich ließ, Babœufs Jünger in eisernen Käfigen nach Martinique spedierte und langsam seinen Frieden mit dem übrigen Europa und die angestrebte Legitimierung seiner Dynastie vorbereitete.

Wäre es nun auf diesen Bockelson, der seine „Brumaire“ zu früh angesetzt hatte, allein angekommen, es hätte wahrhaftig einer ähnlichen Lösung nichts im Wege gestanden. Ich zweifle nicht im mindesten daran, dass im Grunde diesem Spross der mittelalterlichen Unterwelt die ganze täuferische Ideologie herzlich gleichgültig, dass sie ihm lediglich Mittel zur Gewinnung persönlicher Macht war…dass er selbst zu jedem Verrat an der Sache und zu jedem Verrat an all diesen Propheten und Amokläufern bereit gewesen wäre, sofern er sich dadurch den Frieden mit dem Reich und einen Abgang mit leidlichem Gewinst hätte erkaufen können.