Ein Foto erzählt...

Das Foto, ein Luftbild aus den zwanziger Jahren,  zeigt den Stadtteil Pluggendorf im Vordergrund, im Hintergrund das Residenzschloss und das Kreuzviertel. Es hat viel zu erzählen. Machen wir uns auf zu einem kleinen Rundgang. Alle Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern.

 

 

1880 errichtete  die Stadt das erste Wasserwerk Münsters, Pumpwerk I. Es befand sich etwa dort, wo heute die Brunnenstraße in die Scharnhorststraße mündet. Der lange Schornstein verweist auf die mit Dampf betriebenen Pumpen. Durch die zunehmend dichte Bebauung gab es jedoch Probleme mit der Hygiene und bereits 1913 wurde es wieder geschlossen.



Die Pumpen wurden jedoch weiterhin von der Firma Dreyer zur Herstellung von Mineralwasser genutzt. Ein Rest des Firmengebäudes blieb am Anfang der Brunnenstraße (von der Weseler Straße aus gesehen) bis heute erhalten
Vor dem Pumpenhaus ist ein Transportwagen zu erkennen, möglicherweise von einem Pferd gezogen.

 

Dem Pumpwerk gegenüber an der anderen Seite der damals noch Mecklenbecker Straße genannten Scharnhorstsraße sieht man die beiden Häuser der Emilienstiftung, Josefshaus genannt. Es handelt sich um Altenheime, die der wohlhabende Pelzhändler Josef Hötte gestiftet hatte. An die Stelle des Josefshauses trat später das Altenwohnheim Sankt Lamberti.


 


Hinter dem Josefshaus ist das Kloster der Armen Klarissen mit seinem Innenhof und dem großen Garten zu erkennen. Es wurde im Krieg stark beschädigt und 2000 endgültig abgerissen.

Zur Geschichte des Klarissenklosters geht es  hier



Auf dem Gelände befindet sich heute ein Bürogebäude und der "Wohnpark Vischering". Ein Teil der Klostermauer blieb erhalten.


 


Diese Häuser haben mit Ausnahme des kleinen Hauses ganz links bis heute überlebt.




Das Wohnhaus muss seinen Balkon irgendwann abgegeben haben, damit Platz für einen Anbau der gehobenen Klasse geschaffen wurde. Nur ein "Streifen" dieses neuen Baus ist noch erhalten.

 

Das Haus links vom Pumpwerk wurde 1938 von der Stadt zum so genannten Judenhaus erklärt. In Judenhäuser wurden jüdische Bürger eingewiesen, die nicht mehr das Recht hatten, bei so genannten Ariern zur Miete zu wohnen. Aus diesen Sammelpunkten wurden die münsteraner Juden später deportiert.


 



Dieses Schlösschen am neu entstehenden Aasee mit der Bismarckallee beherbergte die Zentralstelle des Bundes der Landwirte. Dessen Ziel war es,   den Vorrang des Agrarsektors vor anderen Wirtschaftszweigen zu sichern; ein Anspruch, den die Nationalsozialisten mit dem BDL teilten.

In diesem Haus wohnte auch der Rittmeister a.D. Freiherr Wilhelm von Schorlemer,  der in den zwanziger Jahren als studierter Landwirt Funktionärsaufgaben für die NSDAP übernahm und für die SA tätig war.

 


Hinter der künftigen Bismarckallee wird mit Eifer ausgeschachtet: mit vielen Unterbrecheungen entsteht der Aasee. Eine kleine Lorenbahn transportiert den Aushub - man brauchte ihn beim gleichzeitigen Ausbau der Ringstraße.


Die Lokomotive kippte auf dem sumpfigen Untergund um, begrub einen Arbeiter unter sich und nahm ihm das Leben. Eine Gedenktafel an den Aaseetreppen linksseitig erinnert an diesen tragischen Unfall


 



Die goldene Brücke ist bereits fertig, der Lauf der Aa geändert. Am linken Aaufer erkennt man einen runden Pavillon vom Alten Zoo: eine Vogelvoliere.

Am rechten Ufer der Aa erhebt sich der Schornstein des Heizwerks der Städtischen Badeanstalt, heute Stadtbad Mitte.