Emil Stratmann
1890 - 1974
Münsteraner Zeichner und Graphiker, der 1896 mit seiner Familie von der Ägidiistraße zur Weseler Straße 16 zog und hier bis zu seinem Tode lebte. Seine Zeichnungen erzählen von seiner Kindheit in Pluggendorf


Quelle ist die Dokumentation zum fünzigjährigen Jubiläum der Pfarrgemeinde Sankt Antonius  1959

 


Wer  westlich der Aa wohnte, musste diese überqueren, wenn er in der Gaststätte Himmelreich einkehren wollte. Dazu benutzte man ein kleine Fähre, ein Boot, das an einem Seilzug über das Wasser fuhr. Der letzte Fährmann, der diese Fähre bediente, hieß Franz Gott. Wer ihm zurief "Herr Gott, bring uns ins Himmelreich", gelangte auf sicherem Wege für eine Weile in die eleusischen Gefilde.

Seit den 30er Jahren gibt  es  den Aasee und eine Brücke über die Aa, die Goldene Brücke (im Bild ganz rechts). Sie heißt so, weil ihr Bau die Stadt sehr viel Geld kostete. Am Ufer des Aasees konnte man sich auf runden Bänken entspannen.
Zwischen der Brücke und dem Himmelreich erkennt man die Kreuze des Zentralfriedhofs
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Im Winter schloss man häufig die Wehre am so genannten Flussloch, dem Eintritt der Aa in die Stadt, um Überflutungen der Keller zu unterbinden. Das Wasser staute sich dann in den Aawiesen und bot an kalten Tagen Gelegenheit zum Schlittschuhlaufen.
Eiskönige halfen für ein paar Groschen beim Anschnallen der Schlittschuhe, sie wachten über Kleidungsstücke, und, wie der Besen zeigt, sorgten sie für eine saubere glatte Eisbahn

Als der Aasee vollendet und der Frieden eingekehrt war, entstand hier die Segelschule Overschmidt, die bis heute existiert.
Im Hintergrund sieht man die Türme der schmucklos wiederaufgebauten Antoniuskirche.



Schon seit dem 17. Jahrhundert ist auf dem Grundstück der heutigen Nordwest-Lotto-Zentrale an der Kreuzung Weseler Straße/Koldering ein Bauernhof und eine Ausspannwirtschaft belegt. Wer die Stadt nicht vor Schließung der Stadttore erreichte, konnte hier die Nacht verbringen. Da auch Bier ausgeschenkt wurde, nannte man die Wirtschaft Neuer Krug.

Der Neue Krug wurde Mitte des 19. Jahrhunderts auf die andere Seite der Weseler Straße verlegt. Der ältere Neue Krug wurde in Alter Krug umgetauft. Hier entstand eine Gärtnerei. Vor seinem Abriss Ende des 19. Jahrhunderts diente der Alte Krug als erste Schule für Pluggendorfer Kinder.



Der letzte Besitzer des Neuen Krugs hatte auch die Sandkuhle erworben, ein Dreieckstück ("Knust"!) Ecke Weseler Straße/Geisstraße, aus dem seit Jahrhunderten Bausand für die Stadt geholt wurde. Im 19. Jahrhundert wurde sie stillgelegt und Bauern errichteten kleine Kötterhöfe auf ihrem unregelmaßigen Gelände.

Üppige Villen stehen heute am Ufer des neueren Aasee-Teils, wo sich im 19. Jahrhundert eine Ziegelei niedergelassen hatte. Die    Umwohner nannten sie Steinburg. Nach dem Krieg entstand hier ein Hotel-Restaurant, das den Namen Steinburg beibehielt. Anfang des Jahrtausends wurde es abgerissen.




Ein Blick über die Aawiesen in  Richtung Mecklenbeck. Am Horizont erhebt sich der Turm der alten Mecklenbecker Sankt-Anna-Kirche, die Anfang der 70er Jahre abgerissen wurde. An ihrer Stelle steht noch eine winzige Kapelle. Diese Aawiesen sind heute ein Vogelschutzgebiet.

Vor einem einfachen Haus Ecke Geiststraße/Weseler Straße gegenüber der Sandkuhle stand eine Statue des hl. Antonius von Padua. Sie war  Endpunkt einer Prozession, die von Münster über Land führte, hauptsächlich über die Hohe Geest (Hiltrup).
Das Bildnis wurde im Krieg zerstört, aber es verlieh der Anfang des 20. Jahrhunderts gegründeten Pfarre in Pluggendorf den Namen Pfarrei Sankt Antonius.



Die Antoniuskirche wurde über dem aufgelassenen Friedhof der Gemeinden St. Ludgeri und St. Ägidii errichtet. Bevor er endgültig aufgelöst wurde, hatte er den Pluggendorfern als Weideplatz für allerlei Nutztiere oder zum Aufhängen von Wäsche gedient.

Die Friedrichsburg, derzeit noch Mutterhaus der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung, stammt aus der 1.Hälfte des 18. Jahrhunderts und war ab 1725 Wohnsitz des Domherren Friedrich von Galen. Es heißt, Domherr Friedrich  fuhr gern einmal auf ein gutes Bier über Land und schaffte es manchmal nicht, vor Schließung der Statdttore wieder in Münster zu sein. Also ließ er sich kurzerhand ein Haus draußen vor der Stadtmauer bauen. Architekt war Gottfried Laurenz Pictorius