Pluggendorf 1570


Im Jahre 1569 erhielt der Kupferstecher Remigius Hogenberg vom Rat der Stadt Münster den Auftrag, eine Ansicht der Stadt Münster zu erstellen. Hogenberg griff auf Zeichnungen des Münsteraner Malers Herrmann tom Ring zurück. Dieser Ausschnitt zeigt das Gebiet vor dem Ägidiitor, d.h. die Aa und die Aawiesen - das spätere Pluggendorf.

In der Mitte des Bildes erkennt man das Ägidiitor, westlich davon das Flussloch - den Eintritt der Aa (Alpha fluvius) in die Stadt.  Auf dem rechten Ufer findet ein buntes Treiben tatt.


Vor dem Ägidiitor stand ein kleines Haus für Leute, die man erst einmal nicht in die Stadt lassen wollte:Bettler etwa oder solche, die eine Krankheit einschleppen konnten.
Auf dem Bild geraten gerade zwei Streithähne heftig aneinanender.   Zwei Frauen laufen herbei. Wollen sie eingreifen?


Vom Ägidiitor führt eine sumpfige kurvenreiche Straße in Richtung Südwesten: die Cölnische Straße. Auf ihrer Trasse liegt heute, begradigt von Napoleon, die Weseler Straße. Man sieht, dass es auch 1570 schon Verkehrsrowdis gab: ein Ochsenkarren hat in einem waghalsigen Manöver eine Viehherde überholt.

Hier herrscht buntes Leben. Eine wohlhabende Familie hat sich  einen Garten mit Gartenhaus aus Geflecht angelegt. Eine Magd liegt auf den Knien und jätet Unkraut. Hinter dem Garten soll eine neue Hütte gebaut werden. Zugeschnittene Bretter liegen schon bereit.
Es gibt sogar einen eingezäunten Bolzplatz. Das Spiel scheint spannend zu sein: am Zaun lehnen Zuschauer und verfolgen es interessiert.

Ein Steinmetz hat sich hier eine Werkstatt für Mühlensteine eingerichtet. Pluggendorf war das Gebiet, in dem die meisten Windmühlen der Stadt standen.

Das Wasser der Aa wird gern genutz: Ein Angler angelt frischen Fisch. Rechts von ihm lagern Mutter und Kind. Und in nur geringem Abstand kommt sich ein verliebtes Paar langsam näher...

Die Aawiesen wurden auch als Wäschebleiche genutzt. Lange Stoffbahnen sind am Ufer ausgebreitet, ein Mann schöpft Wasser aus der Aa, um sie zu besprengen. Etwa weiter links liegen Hemden, Hosen und andere Kleidungsstücke.
Außerdem werden gerade Pferde getränkt.

 

Der Kuperstich befindet sich heute im British Museum in London. !980 gab das Antiquarita Stenderhoff eine kommentierte Kopie in Buchform heraus. Ihr sind diese Ausschnitte entnommen. Die Bilder wurden teilweise für diese Präsentation bearbeitet.