Historismus in Münster

Das Regierungsgebäude am Domplatz, ein typischer Bau im Stil des Historismus, hatte den Krieg nur mit wenigen Schäden überstanden. Nach dem Krieg wurde es gesprengt.Dieser Stil wurde nach dem Krieg nicht mehr geschätzt.

1956 schrieb der Kunsthistoriker Dr. Harald Seiler über den Historismus:

"Das 19. Jahrhundert brachte in seinen ersten Jahrzehnten in Anbetracht der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse zwar mehrere ansprechende, jedoch keine großen baulichen Leistungen hervor, es besaß für das Bild der Altstadt keine prägende Kraft. Das äußere Anwachsen der bebauten Fläche, die endgültige Überschreitung des seit dem 12. Jahrhundert gültigen Grundmaßes der alten Wallgrenzen trug dazu bei, das alte Bild der Stadt zu erhalten, indem es vieles Neue und Unschöne nach außen verlegte.

Desto stärker fielen die monumentalen Verunstaltungen auf, die der Domplatz, die ehrwürdige Mitte des Ganzen, an sich erleben musste, als mit der zweiten Jahrhunderthälfte der Historismus seinen Einzug hielt. Der Historismus konnte seinen Mangel an der Kunst des Bildens hinter der Demonstration seines baugeschichtlichen Wissens nur schwer verbergen. Ohne Gefühl oder Rücksicht auf den Charakter und die Maße der bestehenden Gebäude entstanden viel zu groß in falscher Gotik und Renaissance die Bauten der Reichspost, Reichsbank, Regierung, Universität, des Ludgerianums, des Diözesanenmuseums und des Landesmuseums. Dieses letzte wurde sogar noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut, als man anderen Orts schon wieder zu strengerer architektonischer Gewissenhaftigkeit zurückgefunden hatte. Von diesen Bauten, die größten Teils erhalten blieben, vermag aber – und dies sei zum Schluss nicht verschwiegen – eine Warnung vor einem neuen Historismus auszugehen, der bei einer nur mechanischen, sinnfremden Kopierung des einmal Dagewesenen, gestützt auf längst vermehrte baugeschichtliches Wissen, umfangreiche Triumphe feiern würde."

(Harald Seiler, Münster, Die alte Stadt, Münster, Aschendorffverlag 1956)

Landesmuseum von 1902, im Hintergrund die Universität (zum Vergrößern anklicken)

Heute werden die wenigen Gebäude dieses Stils - einige Straßenzüge in Mauritz, im Kreuzviertel und im Südviertel - liebevoll renoviert.



                       



Das Hotel Ludgerihof (rechts) am Ludgeriplatz, Anfang Hammerstraße. Heute steht dort das Deilmann-Gebäude der Stadtverwaltung.




erhaltene Gebäude des Historismus sind u. A. die Hüfferstiftung/heute FH, das frühere Naturkundemuseum/heute städtische Schule für Musik, die ehemalige Gartenbauschule Wolbeck.