Der Geistbach
(Wargebeke)
Die Wargebeke, auch Geistbach genannt, war ein einst ein Nebenfluss der münsterschen Aa im Stadtteil Pluggendorf.
Die Wargebeke wurde schlicht Geistbach genannt, weil sie auf der Hohen Geist bzw. Geest entsprang, dem von Münster bis in die Umgebung von Hiltrup reichenden Sandrücken als Ablagerung aus der letzten Eiszeit.
Die Quelle des Geistbachs lag hinter "Haus Geist", etwa auf halbem Wege zwischen Weselerstraße und Hammerstraße. Heute steht auf dem Gelände von Haus Geist das Clemenshospital.
Haus Geist war ein mittelalterlicher ein Oberhof, dessen Gräfte durch den Geistbach gespeist wurde. Im 18. Jahrhundert wurde der Hof von Johann Conrad Schlaun in herrschaftlichem Barock neu gestaltet.
Das Foto zeigt einen barocken Gebäuderest kurz vor seinem Abriss. Die Gräfte hatte man bereits zu einem Teich aufgestaut, der heute zum Park des Clemenshospitals gehört.
Nördlich von Haus Geist bildete der Geistbach eine Schleife (auf der Karte nicht sichtbar), wodurch zwischen den Mäandern eine Art Insel entstand. Die Straßennamen "Gut Insel" und "Inselbogen" halten die Erinnerung daran wach. Das Gut Insel war eine von Jesuiten betriebene Gärtnerei.
Der Geistbach oder die Wargebeke floss fast parallel zur Weseler Straße (ehemals Cölnische Straße, dann Windstraße) und lieferte Wasser für einen weiteren Gräftenhof: Haus Sentmaring. Auch dieser Name soll sich von dem Bach herleiten: "Sinter" bedeutet großes Wasser ("Sintflut").
Haus Sentmaring ging zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Besitz der Jesuiten über, deren Kloster im neobarocken Stil bis 2002 bestand und 2003 abgerissen wurde.
Auf dem Grundstück entstand ein Landschaftspark, in dem das frühere Bett des Geistbachs teilweise noch zu erkennen ist, vor allem dort, wo ihn die früheren Besitzern des Gräftenhofes zu einem Fischteich aufgestaut hatten, um immer frischen Fisch für den Speiseplan angeln zu können.
Etwa 50 m nördlich von Haus Sentmaring wurde der Bach unter die Weselerstraße gelegt und floss weiter in Richtung Friedrichsburg, dem einstigen Wohnsitz des Domherren Friedrich von Galen, den nach seinem Tode die Jesuiten übernahmen und bis zu ihrer Vertreibung im Kulturkampf nutzten. Heute ist die Friedrichsburg (noch) Mutterhaus der Vorsehungsschwestern. Dessen Tage sind allerdings gezählt.
Während des Zweiten Weltkriegs füllte der Geistbach im Klostergarten einen Löschteich, da dieses Gebiet wegen seiner Nähe zur wichtigen "Ringstraße" häufig bombardiert wurde.
An der westlichen Umfassungsmauer ist der Verlauf des Baches noch zu erkennen. Offenbar säumten ihn parallele Baumreihen.
Am Ende der Körnerstraße stand bis zur Zerstörung im Krieg Pennekamps Sägemühle. Die Baumstämme konnten längs der Straße An den Mühlen mit dem Wasser des Geistbachs in die Aa transportiert werden. Das Archibvild zeigt den Bach und die schwimmenden Baumstämme.
Hinter der Friedrichburg wurde der Geistbach noch einmal aufgestaut: Hier befanden sich sich die Fischteiche des Domkapitels. Der Name Teichstraße erinnert noch daran. Die Teiche wurden später für eine der am Aa-Ufer liegenden Bleichen genutzt.
Parallel zur Averkampstraße floss der Geistbach neben der heute nicht mehr existierenden Lützowstraße endgültig in die Aa.
Vom Geistbach ist kaum noch etwas zu sehen, denn bereits in den zwanziger Jahren zwang man ihn in eine Kanalisation und legte ihn unter die Straße. Ganz verschwunden ist er jedoch nicht. Im Park Sentmaring tritt noch Wasser aus einem Rohr an die Oberfläche.
Auf dem Gelände des Klosters Friedrichsburg wird gebaut - und siehe da: wo ausgeschachtet wird, sammelt sich wieder Wasser, genau dort, wo einst der Geistbach floss.
Karten: Ursula Richard-Wiegandt, Münster und seine Stadtteile, 30 Jahre Eingemeindung 1975 - 2005, S. 155, bearbeitet.
Alte Fotos: Münster, Von der Provinzial- zur Gauhauptstadt, Münster 1991
Eigene Fotos