M Ü N S T E R P L U S
 

Straßennamen in Pluggendorf


Die Weseler Straße und die Scharnhorststraße sind auch heute noch wichtige Verkehrsadern und waren dieses bereits auch in den vergangenen Jahrhunderten. Die meisten übrigen Straßen waren einst Gartenwege, als Pluggendorf ähnlich wie das Kreuzviertel oder das Viertel hinter dem Bahnhof zur Gartenvorstadt wurde. Hier richteten sich Bürger aus der Stadt eine Sommerfrische ein, in der sie mit ihren Familien in der heißen Sommerzeit Entspannung finden konnten. Aus den Gartenwegen wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts befestigte Straßen. Ihren Namen spielen vielfach den Geist der Zeit, in denen sie benannt wurden, wieder. Einige Namen stammen von hochrangigen Militärs der preußischen Armee, weitere von Persönlichkeiten aus der Stadtgeschichte, und wieder andere haben unmittelbar mit der Geschichte Pluggendorfs zu tun.

 

 

GOEBENSTRASSE
August Karl von Goeben war ein preußischer General, der in den Einigungskriegen des 19. Jahrhunderts gekämpft hatte.

HOPPENDAMM
Hier befanden sich einst Hopfengärten im Besitz des Domkapitels, das über eine eigene Brauerei verfügte

 

 

KÖRNERSTRASSE
Auf einem der Wege durch die Gartenlandschaft, die Pluggendorf ursprünglich gewesen war, wird im Ende des 19. Jahrhunderts die Windstraße angelegt, die von der Scharnhorststraße zum ehemaligen Kloster Friedrichsburg führt. Der Name erinnert daran, dass Pluggendorf als „Münsters Windloch“ bekannt war. 1913 erhielt die Straße den Namen Pluggendorfer Straße und wurde zur Aa hin ausgebaut. Der neue Teil bekam den Namen Körnerstraße, der von den Nationalsozialisten auf die ganze Straße übertragen wurde. Theodor Körner war ein deutscher Schriftsteller, der 1813 im Kampf gegen Napoleon und die französische Besatzung gefallen war.

 


AM KRUG
An der Einmündung dieser Straße in die Weseler Straße befand sich bis zur Jahrtausendwende die Gaststätte Neuer Krug.


AN DEN BLEICHEN
Diese Straße erhielt ihren Namen als Erinnerung an die frühere Nutzung der Aawiesen als Wäschebleiche: weiße Wäsche wurde im Winter, wenn sie nicht an der Sonne getrocknet werden konnte, gelblich, was mit den modernen Waschmitteln, die nach dem Krieg auf den Markt kamen, heute vermieden werden kann. Zuvor brauchte man dazu die Natur: ausgedehnte Wiesen, Sonne und Wasser. Die Wäsche wurde in der Sonne ausgebreitet und ständig feucht gehalten, um einen natürlichen Bleichvorgang zu erzielen. Dafür konnte man die Aawiesen hervorragend nutzen.

AN DEN MÜHLEN
Die Straße bekam ihren Namen in Erinnerung an die Windmühlen, die sich einst in Pluggendorf befunden hatte. Die Aaregion vor dem Ägidiitor galt als sehr windig und war leicht hügelig. Das machte sie zu einem geeigneten Standort für Windmühlen

ehemalige Metzgerei An den Mühlen. Das Haus ist inzwischen saniert.


ANTONIUSSTRASSE
ihren Namen erhielt sie von der Statue des Heiligen Antonius von Padua, Die an ihrer Einmündung in die Geiststraße stand. Nur die rechte Seite der Antoniusstraße - Blickrichtung zur Geiststraße - Gehört zu Pluggendorf. Die andere Seite zählt bereits zur Geist.


AVERKAMPSTRASSE
Theodor Averkamp war ein Gutsbesitzer aus Gremmendorf, der Ende des 19. Jahrhunderts Gemeindevorsteher in Mecklenbeck und später Mitglied des Münsteraner Stadtrates war.

BLUMENSTRASSE
Ein sehr schöner Name, dessen Ursprung unbekannt ist.

BRUNNENSTRASSE
Früher hieß sie Brunnenstiege, und in der Tat steigt sie auch heute noch an. An ihrem tiefsten Punkt, der Einmündung in die Scharnhorststraße, stand Münsters erstes kommunales Wasserwerk. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Wasserversorgung Privatsache. Es gab unzählige Brunnen in der Stadt, private Brunnen, öffentliche Brunnen oder solche, die kommerziell betrieben wurden. Doch je dichter die Bebauung in der Stadt wurde und die Einwohnerzahl wuchs, desto mehr fürchtete man sich, im Fall eines Stadtbrandes nicht genug Löschwasser zur Verfügung zu haben. Deshalb beschloss die Stadt, die Wasserversorgung zu einer kommunalen Aufgabe zu machen.1880 wurde das erste Wasserwerk Münsters in Pluggendorf eröffnet. Es war zu seiner Zeit hochmodern, weil es die neueste Technik nutzte: ein dampfbetriebenes Pumpwerk. Der lange Schornstein war weithin sichtbar. Unterirdische Rohre verbanden das Wasserwerk mit dem Buddenturm, der zum Wasserturm ausgebaut wurde. Bereits 1913 wurde das Wasserwerk jedoch wieder geschlossen, weil es den Bedürfnissen der stetig wachsenden Stadt nicht mehr genügte. Es wurde durch das heute noch existierende Wasserwerk auf der Hohen Wardt ersetzt, das mit einem neuen Wasserturm auf der Geist verbunden wurde. Die Pumpen des Wasserwerks an der Brunnenstraße wurden weiterhin von einer Mineralwasserfirma Dreyer genutzt. Von dem ehemaligen Firmengebäude ist Anfang der Brunnenstraße, fast an der Ecke zur Weseler Straße ein noch ein kleiner Teil erhalten. Es dürfte ein Lagerraum gewesen sein.

siehe auch: Ein Foto erzählt


DONDERSRING
Schon vor dem Ersten Weltkrieg entstand der Plan, ganz Münster weiträumig mit einem Straßenring zu umgeben, der den zunehmenden Straßenverkehr aufnehmen könnte. In den zwanziger Jahren schritt man dann zur Tat. Die Ausschachtarbeiten am Aasee erwiesen sich dabei als hilfreich, da man das ausgehobene Erdreich zur Aufschüttung der Straßentrasse verwenden konnte. Die Nationalsozialisten setzten den Ausbau der Ringstraße fort, aber als der Zweite Weltkrieg begann, stockten die Arbeiten, und zwar genau hier an dem Teilstück, das heute den Namen Dondersring trägt. Auch in der Nachkriegszeit hatte der Ausbau der Ringstraße zunächst keine Priorität. Wichtiger war der Wohnungsbau nicht nur für die Ausgebombten, sondern auch für die vielen Flüchtlinge aus den verlorenen Ostgebieten. Links und rechts an diesem Teilstück der Ringstraße entstanden Wohnhäuser, und als schließlich Ende der siebziger Jahre der Plan, den Straßenring  durch eine Anbindung an den Hohenzollernring zu schließen, traf die Stadt auf heftigen Widerstand. Der Autoverkehr hatte an Popularität verloren, Erhaltung der Wohnqualität stand im Vordergrund. Bürgerinitiativen setzen sich gegen den Ausbau der Ringstraße zur Wehr. Mit Erfolg, wie man sieht. Der Dondersring ist heute eine  eine helle, ruhige Wohnstraße mit breiten Bürgersteigen und kleinen Vorgärten. In Richtung Weseler Straße endet er sogar als Sackgasse.
Ihren Namen erhielt die Straße nach dem Krieg. Er soll an den münsteraner Domprediger und Dompropst  Dr. Adolf Donders erinnern, der  1944 in Münster starb und auf dem Domherrenfriedhof begraben liegt.

GEISTSTRASSE
Sie entstand als Verbindung nach Hiltrup. Den Namen erhielt die Straße 1875. "Geist" ist abgeleitet von der Geest, dem Kiessandrücken, der sich von Hiltrup aus bis in das Stadtgebiet erstreckt.

altes Arbeiterhaus an der Geistraße, inzwischen abgerissen. Alte Pluggendorfer erinnern sich noch an den liebevoll gepflegten Bauerngarten, der bis in die 9er Jahre bestand.


GOTTFRIEDSTRASSE
Die Wohnstraßen im östlichen Teil Pluggendorf bekamen Ende des 19. Jahrhunderts Namen mit deutlichem Bezug zur katholischen Kirche. Die Gottfriedstraße erhielt ihren Namen nach dem Ritter Gottfried von Cappenberg, der im Jahre 1121 den Prämonstratenserorden seine Burg Kappenberg vermachte, die dann in ein Kloster umgewandelt wurde. Er wurde nie heiliggesprochen, wird aber dennoch im Münsterland als Heiliger verehrt. Im Paradies des Paulusdoms befindet sich sein Standbild aus dem 13. Jahrhundert.
Die Gottfriedstraße wurde von den Bomben des Zweiten Weltkriegs weitgehend verschont und ist eine der wenigen Straßen Pluggendorfs, in der noch die Häuser aus der Gründerzeit zu bewundern sind.

Die Gottfriedstraße heute. Hier blieben einige Häser aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erhalten und machen die Gottfriestraße zu einer sehr schönen Straße.


HERMANNSTRASSE
Die Straße erhielt ihren Namen 1876, als der alte Friedhof von St. Ägidii-Ludgeri endgültig aufgelassen wurde. Der Name erinnert an den ersten Münsteraner Bischof Graf Hermann II. von Katzenelnbogen, der ab 1180 als Bischof auch Territorialfürst somit Begründer des Fürstbistums Münster wurde. Die Hermannstraße führte ursprünglich bis zum Kanonengraben; der erste Abschnitt vom Kanonengraben bis zur Moltkestraße trägt heute den Namen Marks-Haindorf-Stiege nach den Gründern der jüdischen Bildungseinrichtung aus dem 19. Jahrhundert am Kanonengraben.

Die Körnerstraße in den 80ern. Links die Reste der früheren Seifen- und Kolonialwarenhandlung Stemker. In der verbliebenen Ruine richtete nach dem Kriege Annemarie Kallwey, Münsters letzte aktive Handweberin, eine Werkstatt und ein Handarbeitsgeschäft ein.


LÜHNSTIEGE
Das Eckhaus Weseler Straße 48/Lühnstiege hat den Krieg weitgehend unbeschadet überstanden. Hier befand sich ursprünglich die beliebte Gaststätte Lühn, die der Straße Ihren Namen gab.

LÜTZOWSTRASSE
Major Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow befehligte ein Freikorps und kämpfte in den sogenannten Befreiungskriege gegen Napoleon. Die Lützowstraße ist unter dem Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs komplett  verschwunden. Sie wurde 1900 angelegt als Verbindung zwischen Scharnhorststraße und Bismarckallee und verlief vor dem Haus Scharnhorststraße 58. Gewohnt hat dort nie jemand.

MOLTKESTRASSE
Sie entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bis dahin führte nur ihr oberer Teil als Wehrstraße bis zum Ludgeritor, heute Ludgeriskreisel. Der Name Wehrstraße ist heute noch für ein kurzes Verbindungsstück zwischen Moltkestraße und der Straße Am Kanonengraben erhalten.
Die alte Wehrstraße wurde bis zur Weselerstraße verlängert und bekam den Namen des Generalfeldschmarschalls Helmut von Moltke, der damit für seine strategischen Leistungen in den so genannten deutschen Einigungskriegen zwischen 1864 und 1871 geehrt werden sollte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr der Name eine neue Deutung: Er wird heute auf den NS-Widerständler Helmuth James von Moltke bezogen, der 1945 von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Er war ein Urenkel des Generalfeldmarschalls.

Blick in die Moltkestraße 1960


NORBERTSTRASSE
1876 wurde sie nach dem Gründer des Prämonstratenserordens Norbert von Xanten (1085-1136) benannt. Ein Prämonstratenserkloster ließ der Münsteraner Fürstbischof im 12. Jahhundert auf Schloss Cappenberg gründen, das Gottfried von Cappenberg (siehe oben) dem Orden vermacht hatte.

OFFENBERGSTRASSE
Caspar Offenberg war von 1856 bis 1876 Münsteraner Oberbürgermeister und engagierte sich im Kulturkampf für die katholische Stadt.

PLATZ DER WEISSEN ROSE
Die „Weiße Rose“ war der Name der Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus, der auch Hans und Sophie Scholl angehört.

PRINZ EUGEN-STRASSE
Prinz Eugen von Savoyen war Feldherr in den Diensten der Habsburger Monarchie. Als Befehlshaber der österreichischen Armee kämpfte er nach der Belagerung Wiens durch die Türken 1683 gegen das Vordringen der Osmanen auf dem Balkan.

SCHARNHORSTSTRASSE
Ursprünglicher Name der alten Straße war Sendener Stiege, bzw. Sendenske Stiege, ab 1759 hieß sie Mecklenbecker Stiege, dann Mecklenbecker Straße. Der Abschnitt  von der Weseler Straße Teil bis zum Ring wurde 1931 nach dem preußischen Heeresreformer Gerhard von Scharnhorst benannt.

typisches Pluggendorfer Mietshaus an der Scharnhorststraße


RICHARD SCHIRRMANN-WEG
Benannt nach dem Gründer des Deutschen Jugendherbergswerkes; an dieser Straße wurde in den fünziger Jahren des 20. Jahrhunderts Münsters erste Jugendherberge gebau
t.

Die alte Jugendherberge. Heute steht dort das Jugendgästehaus. Die alte Jugendherberge. Inzwischen hat sie dem Jugendgästehaus Platz gemacht. Die Zeiten, als in ihrem Garten abends gesungen wurde sind längst vergessen.


SPERLICHSTRASSE
Georg Sperlich, Oberbürgermeister von 1909 bis 1932 hat die Stadt bis heute geprägt wie kaum ein anderer Amtsträger. Er ließ den Aasee ausbauen, die Rieselfelder anlegen, die Halle Münsterland und den Flugplatz Loddenheide ausbauen und steuerte die Stadt durch die schweren Zeiten der Hyperinflation und der Weltwirtschaftskrise. Er setzte sich außerdem für die Einrichtung von Großkaufhäusern wie Karstadt ein und geriet darüber in Konflikt mit seiner Partei, dem Zentrum. 1932 musste er zurücktreten, weil ihm seine Partei die Gefolgschaft versagte. Enttäuscht diente er sich den Nationalsozialisten an, die ihn jedoch fallen ließen, kaum dass sie an der Macht waren. Er stieg aus der Politik aus und starb er 1941.
Georg Sperlich, Oberbürgermeister von 1909 bis 1932 hat die Stadt bis heute geprägt wie kaum ein anderer Amtsträger. Er ließ den Aasee ausbauen, die Rieselfelder anlegen, die Halle Münsterland und den Flugplatz Loddenheide ausbauen und steuerte die Stadt durch die schweren Zeiten der Weltwirtschaftskrise. Er setzte sich außerdem für die Einrichtung von Großkaufhäusern wie Karstadt ein und geriet darüber in Konflikt mit seiner Partei, dem Zentrum. 1932 musste er zurücktreten und diente sich den Nationalsozialisten an, die ihn jedoch fallen ließen, kaum dass sie an der Macht waren. Ohne Funktion starb er 1941.

ehemalige Waschanstalt an der Sperlichstraße


TEICHSTRASSE
Der Name erinnert an die Fischteiche des Domkapitels, das von dort mit frischem Fisch versorgt werden konnte. Die Teiche lagen in diesem Bereich.

Mietshäuser an der Teichstraße


WESELER STRASSE
Die Weseler Straße gab es schon im Mittelalter; sie führte als unbefestigter Weg vom Ägidiitor ins südwestliche Münsterland  und hieß "Weg nach Lüdinckhausen" oder auch "Straße nach Cöln". Napoleon ließ sie während der französischen Besatzung 1806 - 1811 zur Heerstraße ausbauen, um die Verbindung zu Frankreich sicherzustellen. Dazu wurde sie aufgeschüttet,  begradigt und gepflastert. Zunächst hieß sie Windstraße, wurde aber Weseler Chaussee, 1876 offiziell Weseler Straße genannt. Verkehrstechnisch bekam sie Bedeutung durch die Dampfschifffahrt: Mit dem Dampfschiff war die Reise nach Süden wesentlich bequemer und leichter als über Land. Das Dampfschiff konnte man in Wesel besteigen.
Bis weit in die sechziger Jahre war die Weseler Straße nur zweispurig und links und rechts mit Bäumen bestanden.

Die Weselerstraße in der 40er Jahren etwa in Höhe der heutigen Einmüdung Koldering. Man erkennt deutlich, dass sie gepflastert war.