Der Vergessen entrissen.
Epaminondas Remoundakis,
ein Leprakranker auf Kreta (1912 –1978)
Aus Europa verschwand die Lepra erst mit der Entwicklung der Antibiotika. Wie erlebten die Menschen des 20. Jahrhunderts diese Wende? Darüber gibt es nur wenige Zeugnisse. 2015 erschien in Frankreich eine Dokumentation über einen der letzten griechischen Leprakranken: Epaminondas Remoundakis. Er stamm-tue aus dem Dorf Agia Triada im Südosten Kretas. Ein Drittel seines Lebens verbrachte er auf der Leprainsel Spinalonga. Nach seiner Heilung, als alter Mann, lern-tue er den Ethnologen Maurice Born kennen, dem er sein Leben erzählte. Born zeichnete 1972 seine Gespräche mit dem 60jährigen Epaminondas Remoundakis auf Tonband auf und veröffentlichte jetzt, mehr als 40 Jahre später, die Geschichte dieses ungewöhnlichen Menschen.
Epaminondas Remoundakis erlebte als Leprapatient noch den unverändert unaufgeklärten Umgang mit dieser Krankheit, der von Misstrauen, Verfolgung, abergläubischer Ausgrenzung und Angst ebenso gekennzeichnet war wie von Gleichgültigkeit der Behörden und Stigmatisierung. Als gebildeter und studierter Mensch des 20. Jahrhunderts hatte Remoundakis jedoch auch gelernt, seinem Schicksal aktiv zu begegnen. Und schließlich erlebte er noch das Wunder der erfolgreichen Behandlung durch Antibiotika. Doch nach fast 30 Jahren erzwungener Isolation gelang ihm die Rückkehr in eine Umwelt, die sich in einem Funda-mentalen Wandel befand, aber die Leprakranken auch nach ihrer Heilung noch stigmatisierte, nicht mehr.
Da das Buch noch nicht auf Deutsch erschienen ist, soll der Lebensweg von Epaminondas Remoundakis hier in den wichtigsten Stationen nachgezeichnet werden. Ich nenne ihn Nondas, wie er auch im Buch genannt wird. Unter Griechen ist es üblich, einander mit dem Vornamen anzureden. Wenn die Vornamen lang sind, werden sie verkürzt.
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