Dr. Heinz Knust, Alexander von Velen, Ein Beitrag zur Westfälischen Geschichte, 1936
Der Kunsthistoriker Dr. Anton Henze
über Schloss Raesfeld:
Das Wasserschloss, der eindrucksvollste Bau westfälischer Architektur im 17. Jahrhundert, stößt die sich in drei Absätzen verjüngende Haube seines Turms wie einen großen Trompetenstoß des Barock in den Himmel des Münsterlandes. Das heutige stille Schloss war im 17. Jahrhundert einer der Brennpunkte des politischen und künstlerischen Lebens in im Nordwesten des Reiches. Es verdankte diese Bedeutung dem Grafen Alexander II. von Velen, im 30jährigen Krieg kaiserlicher Generalfeldmarschall, der „westfälische Wallenstein“ genannt. Mit seinem böhmischen Kollegen verband ihn nicht nur der Beruf, sondern auch die Freude am Spiel der Politik und am Lauf der Gestirne. Den Schlossbau begann Graf Alexander der Ältere im Jahre 1606. Heinrich von Borken baute für ihn ein schlichtes münsterländische Herrenhaus. In den letzten Jahren des 30jährigen Krieges baute sein Sohn Alexander die Wasserburg zu einer großen Residenz aus. Nach Entwürfen des Kapuziners Michael von Gent entstand auf der Insel der Oberburg ein Schloss mit vier Flügeln. Die Unterburg erhielt neben den Wirtschaftsgebäuden einen mächtigen Eckturm, der das Observatorium trug. Vor ihrer Brücke fand die reizvolle Kapelle ihren Platz. Hinter dem Schloss legten Gartenarchitekten und Bildhauer einen Park an, dem ein Tiergarten benachbart war.
Von dieser reichen Anlage geben nur noch Flügel der Oberburg, die Unterburg und die Kapelle eine Vorstellung, obwohl die prunkvolle Ausstattung fast ganz verloren ging. In der gleichmäßig schönen Wandordnung des Schlossflügels, der sich vom Bau Alexanders II. erhalten hat und der im rechten Winkel von dem älteren Bau Alexanders I. abzweigt, spricht noch die noble Zurückhaltung der nordischen Renaissance, wie sie verwandt in niederländischen und niederrheinischen Schlössern zu finden ist. In dem vierkantigen Eckturm, dessen Haube zum Wahrzeichen der Gegend wurde, setzt das verhaltene Pathos des Barock sich ein niederdeutsches Denkmal. In der zweitürigen Kapelle kommen, bedingt durch den sakralen Auftrag, gotisierende Elemente in das große Formgespräch zwischen Renaissance und Barock. Anton Henze, in Reclams Kunstführer, Baudenkmäler, Band 3, Rheinlande und Westfalen, 1961 |