Graf von Velen und Megen, Freiherr zu Raesfeld Alexanderund Bretzenheim, Herr zu Crudenburg, Hagenbeck und Engelrading, Pfandherr zu Schermbeck, römisch- kaiserlicher Major,  Hof-Kriegsrat, Kämmerer, Generalfeldmarschall und bestellter Obrist, Kriegsmann, Diplomat und Grundbesitzer, ein ehrgeiziger, adeliger Emporkömmling, der es verstand sich und seinem Geschlecht vor den Zeitgenossen und darüber hinaus vor der Geschichte einen Namen zu machen. Im Kriege ruhmbegierig, tapfer, verschlagen, draufgängerisch und unerschrocken, wich er keiner Gefahr aus und war stets bestrebt, dem Kaiser und seiner Partei ein treuer Gefolgsmann zu sein. Im praktisch-geschäftlichen Leben lernte man in ihm einen kühl berechnenden, klar und real denkenden Mann kennen, der keinerlei fantastischen Plänen sich überließ, sondern nur das aufgriff, was unbedingt durchführbar schien, der im Bereiche des Möglichen aber auch keine Chance ausließ, vielmehr seine ganze Energie einsetzte. Nur Wohl, Ansehen und Aufstieg seines Geschlechts im Auge habend, war er jedoch stets bemüht, seinen Hintersassen ein gerechter Herr und Führer zu sein.
Durch die Erschütterungen der Zeit in den überkommenen und ererbten Glaubensvorstellungen wankend geworden, dem Diesseits ergeben und doch seine Sinnlosigkeit erkennend, spürte er als echter Spross seiner westfälischen Heimat die tragische Dämonie einer aus den Fugen geratenen Welt, fühlte er, der diesseits gewandte Realist, doch das Wirken übermenschlicher Kräfte und Mächte und suchte den rätselhaften Willen des Schicksals zu erforschen. Seinen bleibenden Ruhm aber begründete er, schon vor seinen Zeitgenossen, durch seine Kriegstaten, wie zwei Gedichte des Landrichters Sylvester Dankelmann aus Lingen bezeugen. (Dr. Heinz Knust, 1936)

 Dr. Heinz Knust, Alexander von Velen, Ein Beitrag zur Westfälischen Geschichte, 1936

 

 


Der Kunsthistoriker Dr. Anton Henze
über Schloss Raesfeld
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Das Wasserschloss, der eindrucksvollste Bau westfälischer Architektur im 17. Jahrhundert, stößt die sich in drei Absätzen verjüngende Haube seines Turms wie einen großen Trompetenstoß des Barock in den Himmel des Münsterlandes. Das heutige stille Schloss war im 17. Jahrhundert einer der Brennpunkte des politischen und künstlerischen Lebens in im Nordwesten des Reiches. Es verdankte diese Bedeutung dem Grafen Alexander II. von Velen, im 30jährigen Krieg kaiserlicher Generalfeldmarschall, der „westfälische Wallenstein“ genannt. Mit seinem böhmischen Kollegen verband ihn nicht nur der Beruf, sondern auch die Freude am Spiel der Politik und am Lauf der Gestirne. Den Schlossbau begann Graf Alexander der Ältere im Jahre 1606. Heinrich von Borken baute für ihn ein schlichtes münsterländische Herrenhaus. In den letzten Jahren des 30jährigen Krieges baute sein Sohn Alexander die Wasserburg zu einer großen Residenz aus. Nach Entwürfen des Kapuziners Michael von Gent entstand auf der Insel der Oberburg ein Schloss mit vier Flügeln. Die Unterburg erhielt neben den Wirtschaftsgebäuden einen mächtigen Eckturm, der das Observatorium trug.

Vor ihrer Brücke fand die reizvolle Kapelle ihren Platz. Hinter dem Schloss legten Gartenarchitekten und Bildhauer einen Park an, dem ein Tiergarten benachbart war.

Von dieser reichen Anlage geben nur noch Flügel der Oberburg, die Unterburg und die Kapelle eine Vorstellung, obwohl die prunkvolle Ausstattung fast ganz verloren ging. In der gleichmäßig schönen Wandordnung des Schlossflügels, der sich vom Bau Alexanders II. erhalten hat und der im rechten Winkel von dem älteren Bau  Alexanders I. abzweigt, spricht noch die noble Zurückhaltung der nordischen Renaissance, wie sie verwandt in niederländischen und niederrheinischen Schlössern zu finden ist. In dem vierkantigen Eckturm, dessen Haube zum Wahrzeichen der Gegend wurde, setzt das verhaltene Pathos des Barock sich ein niederdeutsches Denkmal. In der zweitürigen Kapelle kommen, bedingt durch den sakralen Auftrag, gotisierende Elemente in das große Formgespräch zwischen Renaissance und Barock.

Anton Henze, in Reclams Kunstführer, Baudenkmäler, Band 3, Rheinlande und Westfalen, 1961



 

 

Der Vater Aleanders II. gründete Ende des 16. Jahrhunderts das Salzwerk bei Rheine und nannte es "Gottesgabe", da er sich reichen Ertrag erhoffte. Die Schweden zerstörten es 1647. Ab 1738 wurde die heute noch in Teilen erhaltene Saline gebaut.